TOGETHER independent: ASHES AND SOIL
9 Fragen an: Martina von ASHES AND SOIL
Eigentlich wollte Martina Offeh nach ihrem Modestudium nicht in der kommerziellen, einseitigen Modebranche arbeiten. Doch dann kam ihr die Idee zu ihrem eigenen Label ASHES AND SOIL. Und irgendwann gingen ihr die Gründe aus, es nicht zu wagen. Zum Glück! Im Almost-Interview erzählt die Textilmanagerin, wie sie die Modewelt verändert.
Wer bist du und worum geht es bei eurer Brand ASHES AND SOIL?
Ich bin Martina Offeh. Afro Deutsch, Mode- und Textilmanagerin und Unternehmerin – wenn auch noch in Babyschuhen. Über die Jahre habe ich mir in Sachen Projektmanagement, Vertrieb und interkultureller Kommunikation und Projektarbeit viel Expertise angeeignet und bringe diese Erfahrung, gemeinsam mit meinem fünfköpfigen Team, nun bei ASHES AND SOIL ein.
ASHES AND SOIL wurde im Mai 2019 mit dem Ziel gelauncht, in Kulturen einzutauchen und hierbei sozial relevante Themen zu adressieren.
Welche Mission steckt hinter ASHES AND SOIL?
ASHES AND SOIL bedient nicht nur eine konkrete Zielgruppe. Vom Qualitätsliebhaber mit starker Modeaffinität, dem Opinion Leader mit Hang zur Extravaganz über die soziale Aktivistin – für jede*n ist was dabei. Unser Ansatz ist dennoch ein anderer...
Wir entwickeln Kollektionen nicht nur zum Bekleiden, sondern vielmehr um die Kommunikation komplexer gesellschaftlicher Themen voranzutreiben. Ein Miteinander ohne Grenzen. Wir verarbeiten in unseren Designs globale Herausforderungen und teilen diese Themen mit Menschen, die den Blick hinter die Mode wagen.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, euch mit ASHES AND SOIL selbstständig zu machen?
Nach meinem Studium mit der Fachrichtung Mode- und Textilmanagement habe ich mich lange dagegen gesträubt, in die Modebranche zu gehen und habe mehrere Jahre im Retail Management verbracht.
Nach einiger Zeit kam mir dann die Idee mit dem Label und ich sah für mich die Möglichkeit, etwas Neues zu schaffen – einen Mehrwert für die Mode- und Medienwelt zu kreieren. Ich wollte Stereotypen aufbrechen und Diversität in der Kommunikation und im Design fördern. Ich wollte die Gedanken und Gesichter dieser, doch sehr kommerziellen und ästhetisch oft einseitigen, Welten mit prägen.
Letztendlich gab es kein ausschlaggebendes Ereignis für die Gründung, vielmehr sind mir irgendwann die Gründe ausgegangen, es nicht zu tun.
Welche Rolle spielt eure Community für ASHES AND SOIL und deinen persönlichen Arbeitsalltag?
Unsere Community ist unser Support-System. Sie unterstützt, gibt Feedback, besucht unsere Events. Sie sind immer die ersten, die unsere neuen Produkte sichten und dann auch erwerben. In einer Zeit, in der man auf Brand Ambassador und Influencer abzielt, ist die eigene Community der Multiplikator, der nicht nur kurzfristig, sondern vielmehr langfristig die Sichtbarkeit des eigenen Unternehmens antreibt.
Für uns bedeutet das, dass wir nun mehr denn je lernen wollen, unsere Community aktiv einzubinden – daher arbeiten wir derzeit an einem exklusiven Members Club, wo es nicht nur um spezielle Angebote gehen soll. Vielmehr wollen wir einen noch engeren Austausch mit treuen Kund*innen und unserer Key Community pflegen.
Warst du jemals in einem großen Konzern o.ä. angestellt?
Ich bin neben dem Label immer noch im Vertrieb des Technologieunternehmens Apple tätig und kenne/ lebe demnach beide Realitäten. Ich glaube zum einen, dass man trotz Selbstständigkeit immer eine Form der Sicherheit benötigt. Gerade in Zeiten von COVID-19 wird das besonders deutlich für mich.
Organisatorisch und in meinem Alltag finde ich es gut zwischen Routine und Selbstgestaltung variieren zu können, welches gleichzeitig viel Disziplin von mir fordert.
Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Ich mache mir in der Regel Wochenpläne und breche diese in tägliche To Do’s runter. Das hilft mir dabei mein Arbeitsvolumen einzuschätzen und gleichzeitig den Fokus nicht zu verlieren.
Ich stehe morgens auf, reflektiere die bisherige Woche, spreche ein Gebet und schaue mir dann meine To Do’s für den Tag an. Frühstücke dann was Kleines und dann mache ich mich an die jeweiligen Themenblöcke ran.
Von Mails und Korrespondenz, Check-ins mit meinem Team, das Erarbeiten von Konzepten, Evaluation von bestehenden Projekten, Budgetieren und Finanz-Checks ist alles dabei. Selten ist jeder Tag gleich, da ich versuche, trotz stehender Planung, spontan auf Themen reagieren zu können.
Worauf bist du besonders stolz?
Ich glaube, besonders stolz bin ich auf mein Team. Mit viel Eifer packen alle mit an. Jeder mit seiner Expertise und seiner besonderen Perspektive. Gemeinsam stellen wir uns den alltäglichen Herausforderungen und finden so meist schnell sehr gute neue Ansätze.
Was bedeutet independent für dich?
In meinem Fall verstehe ich unter independent den Aufbau eines Unternehmens ohne bestehende Strukturen. Das Erarbeiten eines funktionierenden Arbeitsmodells und das Erschließen von Ressourcen und einem festen Kundenstamm.
Welches andere independent-Label kannst du uns empfehlen?
Independent Labels, die wir derzeit als spannend empfinden sind das deutsche, neue Label Attire von Xenia Adonts, da sie mit einem D2C und komplett ökologischem Label eine der wichtigsten Anforderungen des zukünftigen Modemarktes bedient: Kundennähe und Nachhaltigkeit. Zudem verfolgen wir die Entwicklung des italienischen Labels Sunnei und des australischen Labels Dion Lee.
Vielen Dank für das Interview!