TOGETHER independent: Dzaino

Julia Hermesmeyer und Hanna Sin Gebauer von Dzaino

Julia Hermesmeyer und Hanna Sin Gebauer von Dzaino

9 Fragen an Julia Hermesmeyer und Hanna Sin Gebauer von Dzaino

“Wir lieben klare Linien und möchten das Upcycling von einer DIY-Ebene auf eine hochwertige Designebene heben.”.Julia und Hannah von Dzaino machen Upcycling ohne Upcycling-Look. Ihre Taschen und Accessoires werden aus gebrauchten Materialien wie alten Jeanshosen gefertigt und sehen dabei so neu und hochwertig aus, dass man sich nur wundern kann. Weshalb und worüber? Das erfahrt ihr im ALMOST-Interview.

Wer seid ihr und worum geht es bei eurer Brand Dzaino?

Wir sind Julia und Hanna, Freundinnen und die Gründerinnen von Dzaino. Dzaino ist ein Label für Taschen & Accessoires aus Upcycling-Materialien in Berlin. Wir arbeiten mit Resttextilien und fertigen aus gebrauchten abgelegten Klamotten hochwertige Produkte her. Das Besondere daran ist die lokale Produktion in Kooperation mit Werkstätten für Menschen mit Beeinträchtigungen und der Stadtmission Berlin, sowie unser „Upcycling ohne Upcycling-Look“. Wir lieben klare Linien und möchten das Upcycling von einer DIY-Ebene auf eine hochwertige Designebene heben.


Welche Mission steckt hinter Dzaino?

Unsere Produkte sind für alle denen unser Design gefällt und die eine praktische, gut verarbeitete nachhaltige Tasche brauchen. Wir haben Yogamattentaschen, Essential Oil Bags und jetzt auch Mund-& Nase-Masken. Zu unsere Klassiklinie gehören aber auch Shopper, Tote Bags, Sporttaschen, Reisetaschen, Kulturbeutel, Turnbeutel, etc. 

Unsere Mission steckt darin, dass wir gerne auch die erreichen möchten, die sich mit Nachhaltigkeit noch nie auseinander gesetzt haben. Da unsere Taschen auf den ersten Blick nicht nach Upcycling aussehen, hoffen wir auf den AHA-Effekt: „Wenn diese Tasche (die aussieht wie neu) aus einer weggeworfenen Jeans hergestellt wird, warum schmeiße ich eigentlich selbst meine Jeans zu vorschnell weg, wenn sie vom Material her noch gar nicht reif für die Tonne ist?“

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Wie seid ihr auf die Idee gekommen, euch mit Dzaino selbstständig zu machen?

Das ist einfach so passiert. Wir hatten nicht von Anfang an den Plan ein Upcycling Label zu gründen und hauptberuflich daran zu arbeiten. Begonnen hat alles als wir relativ kurz nacheinander nach Berlin gezogen sind und beide unabhängig voneinander Taschen für Freunde genäht haben. Das ist klassisch gewachsen: immer mehr Freunde wollten eine Tasche, dann Freunde von Freunden und plötzlich hatten wir einen Onlineshop. Ok, das ist die absolute Kurzversion. Da wir beide Design studiert haben, haben wir das Logo und die Corporate Identity schnell selbst gebaut. Nach ca. drei Jahren Dzaino im Nebenberuf haben wir dann 2018 hauptberuflich gegründet.


Welche Rolle spielt eure Community für Dzaino und euren persönlichen Arbeitsalltag?

Unsere Community besteht einerseits viel aus Followern über Social Media, aber auch die lokale community ist sehr wichtig. Ich glaube anfangs haben wir alles was mit Social Media zu tun hat nicht so ernst genommen. Als dann aber der erste große Verkauf über eine Blogger Kooperation passierte, haben wir gemerkt, wie viele Follower wir plötzlich hatten und wie wichtig z.B. Instagram doch für uns ist. Daraufhin haben wir es ernst genommen, aber trotzdem bespielen wir Instagram nach Lust und Laune. Zum Glück liegt uns das irgendwie.

Die lokale Community besteht einerseits aus Kundinnen und Kunden, andererseits aber auch aus einem tollen Netzwerk an Kolleginnen & Kollegen aus der kreativen und nachhaltigen (Textil-) Branche. Das ist für uns enorm wichtig, gerade weil wir immer noch in der sogenannten Gründungsphase stecken und viel Austausch und Unterstützung gegenseitig hilft.


Wart ihr jemals in einem großen Konzern o.ä. angestellt? 

Hanna: Ja, ich war zum Beispiel bei Closed in Hamburg angestellt, das war glaube ich das größte Unternehmen, bei dem ich etwas länger war.


Wie fühlt sich die Selbstständigkeit im Vergleich an? 

Für uns fühlt es sich angenehmer an, obwohl das wahrscheinlich sehr auf die eigene Persönlichkeit ankommt. Dadurch dass Dzaino ein nachhaltiges Konzept hat, macht es für uns Sinn viel Energie hinein zu stecken. Ich (Hanna) konnte schon immer gut selbständig arbeiten und mich selbst organisieren. Mein Vater war auch selbständig (als Architekt) und so im Nachhinein hat mich das positiv beeinflusst. Ich fand das immer toll, sich selbst die Zeit einteilen zu können. Natürlich darf man die schwierigen Seiten nicht vergessen und ich hab auch ab und zu den Wunsch mal wieder angestellt zu sein, einfach um nicht so viel über Risiken nachdenken zu müssen. Ich kann mir aber beides vorstellen in der Zukunft: weiter selbständig zu arbeiten oder bei einem guten Unternehmen angestellt zu sein.

(c) Dzaino

(c) Dzaino


Wie sieht euer Arbeitsalltag aus?

Wir beginnen meist um 9:30 Uhr mit einem Check-In (momentan per FaceTime). Und dann gehts los: Was steht an, wie sind die Timings, was sind die wichtigsten Dinge, wer macht was etc. Und so teilen wir alles auf und legen los. Die Tage können schon unterschiedlich aussehen. Julia ist mehr für alles was Produktion angeht verantwortlich, Hanna für Vertrieb & Marketing. Den Rest (Design, Administration, Management, Buchhaltung, Strategie) teilen wir uns. Momentan ist alles etwas anders und wir sitzen beide (Hanna Zuhause und Julia im Studio) an den Maschinen und nähen wie verrückt Mund- & Nasemasken.

(Anmerkung: Das Interview wurde während des Lockdowns geführt) 


Worauf seid ihr besonders stolz?

Wir sind beide stolz darauf, dass wir es entgegen vieler Warnungen geschafft haben, Freundschaft & Business unter einen Hut zu bekommen. Und dass es Dzaino trotz all der Schwierigkeiten einer Gründung schon seit 2015 gibt.


Was bedeutet independent für euch? 
Mit einem Unternehmen ein nachhaltiges tolles lokales und faires Konzept fahren zu können, während wir uns davon finanzieren können. Noch ist das leider nicht ganz so, aber wenn es irgendwann mal so ist, ist das eine starke Unabhängigkeit. 

Und im kleinen: Einfach mal selbst entscheiden zu können, dass man ein paar Tage spontan Urlaub macht, weil grad nichts los ist oder man das einfach braucht.

Welches andere independent-Label könnt ihr uns empfehlen? 

Green Fashion Tours, New Kids in The Hood, Schmidttakahaschi, Church of The Hand, Sammlung Walter, BINU, Fashion Changers, alle aus unser Netzwerk Aethic (Netzwerk für nachhaltige Modedeisgner atehic.de). Almost!! <3 


Vielen Dank ihr beiden!