TOGETHER independent: Listenrecords

Foto: Clemens, Theresa, Nikola & Till von Listenrecords

Foto: Clemens, Theresa, Nikola & Till von Listenrecords


9 Fragen an Nikola Müller von ListenRecords 

Mit ihrem Record-Label Listenrecords wollen die Berliner*innen Nikola, Clemens und Till einen Gegenentwurf zu den großen, anonymen Labels der Musikindustrie bilden. Ihre Künstler*innen werden in sämtliche Absprachen und Abläufe mit einbezogen, denn ohne Vertrauen geht gar nichts. Im ALMOST-Interview erzählt Nikola, welche Aufgaben sie bei der Rundum-Betreuung übernimmt und welche Vorteile es hat, sich nicht zu stark am Markt zu orientieren.

Wer bist du und worum geht es bei eurem Label?

Ich bin Nikola vom Berliner Indie Plattenlabel Listenrecords. Wir ermöglichen es Künstler*innen und Bands, ihre Musik digital und physisch herauszubringen, sprich auf Streaming-Plattformen genauso wie im Handel als CD oder Vinyl. A Tale of Golden Keys, Missincat, Darjeeling, Catt, Hannah Epperson und Like Lovers sind einige der Künstler*innen, die ihre Musik bei uns veröffentlichen.

Welche Mission steckt hinter Listenrecords?

Unsere Philosophie besteht darin, allen Partner*innen und Leuten, mit denen wir arbeiten auf Augenhöhe zu begegnen und transparent und kommunikativ zu agieren. Wir möchten eine Art Gegenentwurf bilden zu dem, was Labels lange Zeit waren: eine Black Box, in die Musiker*innen ihre Musik gegeben haben, dann aber keinen Einblick hatten, was im Anschluss mit ihren Songs passiert und inwieweit sich jemand darum kümmert, sie in der Öffentlichkeit, z.B. in den Medien zu platzieren.

Wir gehen jeden Release ganzheitlich an. Das heißt, wir bringen nicht nur einfach die Musik raus und nach uns die Sintflut: Da die Musikwelt mit jeder Woche kleinteiliger und diverser wird – in ihren Abläufen und Notwendigkeiten –, braucht es ein stimmiges Konzept für alle Puzzleteile. Entsprechend übernehmen wir auch Beratungs- und Management-Parts, wenn die Band oder Künstler*in keine*n weitere*n Ansprechpartner*in hat.


Wie seid ihr auf die Idee gekommen, euch mit einem eigenen Label selbstständig zu machen?

Das war der fast schon klassische Weg: Meine Kollegen haben das Label damals gegründet, weil sie die Musik ihrer eigenen Band veröffentlichen wollten. (lacht)

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Welche Rolle spielt eure Community für euren Erfolg und deinen persönlichen Arbeitsalltag?

Unsere Künstler*innen sind natürlich der Kern, um den sich unsere Arbeit dreht. Unser Anspruch ist es, für sie das Maximum rauszuholen und sie mit unserer Arbeit zufriedenzustellen. Die vertrauen uns mit ihrer Musik schließlich ihr Innerstes und immer auch ein bisschen ihre Träume an! Aber natürlich zählt auch der Blick von außen. Beides ist eng miteinander verflochten. Deshalb freuen wir uns riesig, wenn Hörer*innen unserer Bands uns als Label anschreiben oder online verlinken. Im inspirierenden Austausch mit Kolleg*innen von anderen Unternehmen sind wir zudem eh immer.


Warst du jemals in einem großen Konzern o.ä. angestellt?

Ich habe bei einigen großen Häusern im institutionellen Kulturbetrieb gearbeitet, ja.


Wie fühlt sich die Selbstständigkeit im Vergleich an? 

Ach wunderbar! Es gibt keine Hierarchien, ich darf selbst entscheiden, für und mit wem ich arbeiten will und kann mir meine Arbeitszeit selbst einteilen – ich kann’s mir nicht mehr anders vorstellen!


Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Im Normalfall radele ich ins Büro, trinke Kaffee mit den Kolleg*innen, mache den Vormittag über Email-Kram und Promo-Arbeit und nach der Mittagspause sitze ich in Meetings mit Bands, kümmere mich um den Ablauf kreativer Prozesse und verschicke Bestellungen aus unserem Online-Shop. Abends gehe ich natürlich des Öfteren auf Konzerte oder zu Branchen-Treffen.


Foto: CATT ©Tran Chau

Foto: CATT ©Tran Chau


Worauf bist du besonders stolz?

Momente, in denen ich stolz bin, sind die, in denen ein Release, z.B. ein Album, an dem wir Monate lang gearbeitet haben, das Licht der Welt erblickt. Wenn sich die vielen Puzzleteile zusammenfügen, Menschen die Musik hören und die ersten Rückmeldungen eintrudeln.


Was bedeutet independent für dich?

Das fängt mit der bereits beschriebenen Unabhängigkeit in meinem eigenen Arbeitsalltag an. Die Freiheiten, die ich dort habe, sind so logischerweise nur in einer kleinen, selbstverwalteten Firma ohne einen großen Konzern im Hintergrund möglich. Die Vorteile, die sich daraus ergeben, gelten aber natürlich nicht nur für mich, sondern auch für die Künstler*innen: Sie können frei und ohne musikalische Vorgaben ihre Musik veröffentlichen, haben Einblick in sämtliche Abläufe und stehen in engem Austausch mit uns. Außerdem liegt kein so großer finanzieller Druck auf dem, was bei den Großen, den Major-Labels, „Produkt“ genannt wird. Würden wir uns am Markt orientieren, würden ganz andere Regeln für die Auswahl unserer Musik und Musiker*innen gelten. 


Welches andere independent-Label kannst du uns empfehlen?

Die Kolleg*innen von Sinnbus leisten seit Jahren fantastische Arbeit und haben jede Menge Leute inspiriert, sich selbst zu trauen, ein Label zu gründen, und gezeigt, was Label-Arbeit für ein toller Job ist!


Vielen Dank, Nikola!