TOGETHER independent: ERICA

Foto: Antje Thoms von ERICA Naturkosmetik

Foto: Antje Thoms von ERICA Naturkosmetik

9 Fragen an Antje Thoms von ERICA

“Am liebsten möchte ich in die Welt herausrufen: Wascht Euch mit Seife!” Antje Thoms verkauft, im Namen ihrer geliebten Oma, Naturseifen und Kosmetikprodukte. Bei ERICA in Berlin-Neukölln berät sie Kund*innen on- und offline, wie sie ihren Alltag (und ihr Badezimmer) praktisch und einfach müllfrei gestalten können. Im ALMOST-Interview verrät sie uns alles über ihren Einstieg ins “Nachhaltigkeits-Game”.

 

Wer bist du und worum geht es bei deinem Laden ERICA?

Mein Name ist Antje. Mir gehört der Naturkosmetikladen ERICA in Berlin, Neukölln. Bei ERICA gibt es Naturseife, -kosmetik und Produkte für das Zero-Waste-Leben.


Wen willst du mit ERICA erreichen?

Die meisten Menschen, die zu mir kommen, sind bereits im Nachhaltigkeits-Game und wollen Nachschub für ihren Haushalt besorgen. Allen, die mich noch nicht kennen, möchte ich gerne zeigen, wie einfach es ist, sein Badezimmer plastikfrei zu gestalten. Du brauchst nur ein Stück Seife und sparst bereits zwei Tuben, weil Duschgel und Bodylotion hinfällig werden, das wissen viele gar nicht. Am liebsten möchte ich in die Welt herausrufen: Wascht Euch mit Seife!


Wie bist du auf die Idee gekommen, dich mit ERICA selbstständig zu machen?

Ich war schon vorher im Verkauf tätig, hatte aber irgendwann keine Lust mehr auf das Angestelltendasein. Meine Mutter siedet seit vielen Jahren in ihrer Manufaktur in Vorpommern Seifen und vertreibt diese auf Märkten und an Händler. Einmal ließ sie nebenbei den Satz fallen: „Ein Laden mit meinen Seifen in Berlin – das wäre so toll.“ Da ich eine gute und gewissenhafte Tochter bin, setzte ich den Wunsch in die Tat um. (lacht)

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Welche Rolle spielt deine Community für ERICA und deinen persönlichen Arbeitsalltag?

Ich kommuniziere fast jeden Tag mit meinen Followern auf Instagram und Facebook. Anfangs fiel mir das sehr schwer, weil ich den Sinn dahinter nicht sah – ich wollte einen stationären Handel schaffen, den man physisch besucht und sich Vorort im Gespräch mit mir beraten lässt und sich seine Seife abholt. Eine supernette PR-Expertin hat mir dann geholfen, zu verstehen, worum es dabei geht, und seitdem poste ich meine Empfehlungen so oft wie möglich. Im Moment drehe ich von zuhause aus kleine Videos. Die Resonanz ist sehr groß und ich freue mich, mit Menschen zu sprechen, die meinen Laden nicht betreten können.


Warst du jemals in einem großen Konzern angestellt? 

Ich habe meine Ausbildung 1996 bei Hertie gemacht, das war das größte Unternehmen, für das ich bislang gearbeitet habe.


Wie fühlt sich die Arbeit in einem unabhängigen Unternehmen im Vergleich an? 

Insgesamt ist es der Arbeitsalltag als Selbstständige ein völlig anderer. Du bist für alles selbst verantwortlich, musst Dich um alles selbst kümmern, bist alleine Schuld, wenn was schief geht und hast im Grunde genommen nie wirklich Feierabend. Zudem fehlt die Sicherheit eines festen Gehalts am Ende des Monats. Ob das Unternehmen genug erwirtschaftet hat oder nicht, spielt keine Rolle. Das klingt erstmal, als wäre die Selbstständigkeit keine so tolle Idee. Andererseits hast Du die Möglichkeit, genau das zu machen, was Du willst, ohne Vorgaben, ohne jemanden, der Dir reinquatscht. Kurzum: Ich lieb’s!

Foto: ERICA

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Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Ich gehe in den Laden, nachdem ich meinen Sohn in der Kita abgeliefert habe, das ist gegen 9 Uhr. Dann bearbeite ich Onlinebestellungen, putze oder erledige die Buchhaltung, welche im Übrigen das Einzige an der Selbstständigkeit ist, was mir so richtig schlimm auf die Nerven geht. Um 11 Uhr mache ich den Laden auf und dann geht’s mir eigentlich nur noch um meine Kund*innen. Ich gehe gerne ins Gespräch, bei ERICA findet eigentlich immer ein reger Austausch statt. Drum bin ich den Großteil des Tages eigentlich am Quatschen. Die Kund*innen, die das nicht wollen, lasse ich natürlich in Frieden. Zwischendrin fülle ich Waren auf, beantworte Mails, erstelle Social Media-Posts.


Worauf bist du besonders stolz?

Besonders stolz bin ich darauf, dass ich im Namen meiner geliebten Oma einen Ort geschaffen habe, an dem viele Menschen sich wohl fühlen. Das höre ich ganz oft, die Leute kommen gerne zu mir. 


Was bedeutet independent für dich? 

Independent bedeutet, meinen Traum zu verwirklichen, mir von niemandem etwas vorschreiben lassen zu müssen und das zu machen, was ich mir wirklich von Herzen wünsche.

Foto: ERICA

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Welches andere independent-Label kannst du uns empfehlen? 

Ich empfehle gerne Polly Paper, das ist ein grünes Schreibwarengeschäft in Berlin Mitte. Polly beeindruckt mich seit Jahren. Sie hat sich eine Oase aus den tollsten Produkten geschaffen, die alle aus fairem Handel kommen und stemmt den Laden überwiegend alleine. Ich liebe die Papeterie und gebe in regelmäßigen Abständen mein hart verdientes Geld dort wieder aus.

Danke für den schönen Einblick!